Vingst 05 – Eine sehr, sehr lange Geschichte!
Zusammengestellt von W. Zehnpfennig unter Verwendung von Unterlagen der ehemaligen Vorstandsmitgliedern Herrn Rektor Paul Jochheim und Herrn Heinz Klaes.

 

Die allgemeinen Lebensbedingungen waren um die Jahrhundertwende ein wesentlicher Grund für Jugendbestrebungen in aktiver sportlicher Betätigung einen Ausgleich für die beruflichen Belastungen zu suchen. Vorausgegangen waren durch die Industrialisierung ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die enorme Vergrößerung unserer Ortschaft. Die Großbauern waren nicht mehr die alleinigen Arbeitgeber. Der Kreis der Tagelöhner, die neben einem kleinen Besitztum einige Äcker Land und Garten besaßen, wuchs zusehends, da in den entstandenen Fabriken zahlreiche Arbeitskräfte gebraucht wurden.

So gründete 1865 Martin Neuerburg mit Sievers und Breuer die Maschinenfabrik für den Bergbau SIEVERS & CO. Dieses Unternehmen wurde 1871 zu Ehren von Bergassessor und Naturforscher Alexander von Humboldt in Maschinenbau-AG HUMBOLDT umbenannt. Nach einer Reorganisation durch Eugen Langen wurden ab 1895 auch Dampfturbinen und Lokomotiven gebaut. Dieses Unternehmen entstand zum großen Teil auf Vingster Boden, denn die Ortsgrenze verlief entlang der Dillenburger bis zur Rolshoverstraße und von dort in Richtung Poll bis zur Gremberger Straße zurück zum Gremberger Wäldchen. Unser Ort verdoppelte durch diese Industrialisierung die Einwohnerzahl, und Kalk wurde zur Großortschaft. Gleichzeitig gründeten N.A. Otto und Eugen Langen 1864 die Firma Nikolaus August Otto & Cie. Die erste Motorenfabrik der Welt, die 1872 als Gasmotorenfabrik Deutz A.G. auf der rechten Rheinseite neu erbaut wurde. Um diese beiden großen und viele kleinere Unternehmen wurden die Ortschaften dichter und dichter besiedelt. Zahlreiche Menschen wurden erstmals mit Geld statt mit Deputaten entlohnt.

Die Lebensbedingungen veränderten sich sehr schnell. Die lange Arbeitszeit und die oft langen Anmarschwege zur Arbeitsstätte verlangten Ausgleich und Erholung, da Urlaub oder Ferien damals unbekannt waren.

In diesem Entwicklungsstadium suchte die Jugend ausgleichende sportliche Betätigung. Es war ein Suchen, denn es existierten kaum Sportvereine und es gab keine Sportartikel. Einer der ersten Gruppensportler im Vingster Raum war ein Wander- und Radfahrerclub, dessen sportliche Tätigkeiten von dem Drill der Wilhelminischen Epoche geprägt wurden. Wenig Verständnis, sogar massive Ablehnung der Öffentlichkeit wurden 1904 den sich bildenden Fußball-Vereinsgruppen Borussia und Concordia entgegengebracht, denn diese neue Sportart galt als Jugendverrohung. Vingst war zu dieser Zeit eine eigene Gemeinde mit Brügermeister Kuth, hatte 2 Schulen und ein Altenheim mit öffentlicher Badeanstalt.

Am Buß- und Bettag, dem 19.11.1905, beschlossen die Mitglieder beider Vereine einstimmig, sich zu dem Vingster Fußballclub 05 zusammenzuschließen. Die Vereinsgründer waren:

 

Ludwig Baumeister, Ernst Esch, Jean Flör, Jakob Hamacher, Adam Röttgen, Karl Schmilz

Willi Schneider, Wilhelm Stute, Sebastian Veith, Fritz Weichold, Julius Wipplinger

 

Der Sportplatz wurde zur Kampgasse verlegt. Trotz starker Widerstände von allen Seiten fanden die jungen Jänner Mittel und Wege, Vereinssport zu treiben. Auf der Hauptversammlung waren 2 Vertreter des Verbandes anwesend, um Politische Tendenzen zu kontrollieren (abgelehnt wurden Sozialdemokraten). Die Aufnahme in den Rheinisch-Westfälischen Spielverband erfolgte am 1. Mai 1906, der sich später in den Westdeutschen Spielverband umorganisierte. Ab diesem Datum begann der regelmäßige Spielverkehr und wenig später die Aufwärtsentwicklung des Vereins. Bereits 1908 wurde mit einem Sieg auf dem Bonner Graf-Adolf-Platz über die dortige Borussia die Gruppenmeisterschaft und damit der Aufstieg in die B-Klasse erreicht. 

 

Das Foto der Meistermannschaft fehlt leider.
Die Spieler sind jedoch noch bekannt.
Jean Flör, Fritz Weichold, Adam Röttgen, M. Ahmann, H. Schmidt, I. Tüttenberg, Serv. Wolf, W. Tüttenberg, L. Ahmann, K. Schwerzel und W.Schneider

 

Wichtig für die neuen Anforderungen an die 1.Mannschaft war endlich die Klärung der Platzfrage, die mit der Übersiedlung zum Josefinenhof räumlich eine gute Lösung fand und von längerer Dauer war.
Vorausgegangen waren Platzwechsel am laufenden Band. Nach Hin und Her im eigenen Ort landeten die Fußballbesessenen zeitweise auf einem Heidestück in Ostheim und danach auf der Merheimer Heide.
Die eigenständige Gemeinde Vingst wurde 1910 in die Stadt Köln eingemeindet, mit der Abmachung, ständig einen Stadtverordneten stellen zu können.

Bezeichnend für die breite Vereinsarbeit war die Meisterschaft der 2. Mannschaft in der Spielzeit 1910/11 in der Klasse II B und die steigende Spielstärke der 1.Mannschaft, die bereits mit Abschluss der Spielzeit 1913/14 die Gruppenmeisterschaft der B-Klasse errang. In den nachfolgenden Spielen der Gruppenmeister erbrachten Siege über Viktoria Köln und Borussia Bonn die Meisterschaft des Südkreises.

Das weitere Aufstreben des Vereins unterbrach der bald einsetzende Krieg, der aber nicht verhindern konnte, dass die Daheimgebliebenen aktiv blieben. Erstaunlich aktiv sogar, denn der Verein pachtete ein Gelände an der Germaniastraße, womit die große Zeit des Vingster Fußballsports für die nächsten 50 Jahre begann. Der Platz grenzte im Westen direkt an die Germaniastraße (erkennbar im Luftbild Seite 136 rechtsrheinisches Köln, Jahrbuch für Geschichte und Landeskunde Band 16). Zeitgleich mit dieser Umsiedlung erfolgte auch die Umbenennung in Sport- und Spielverein 05 Köln e.V., der zu entnehmen ist, daß die Aufnahme weiterer Sportarten in den Verein für die Wahl des neuen Namens ausschlaggebend war.