1947 – Einführung der Oberliga West

Mit Einführung der Oberliga West begann 1947 eine Zeit mit typischen Entwicklungsmerkmalen. Während der Nachbarverein V.f.R. als Meister der Sechzehnerliga und Alemania Aachen als Tabellenzweiter direkt aufstiegen, erreichte Preußen Dellbrück als Meister unserer Klasse nach Ausscheidungsspielen gegen Siegburg und Eschweiler den Aufstieg in die Oberliga West. Wir hatten nicht nur die Gruppemeisterschaft knapp verpasst, sondern verloren viele Spieler, die teils aus beruflichen, teils aus finanziellen Gründen unseren Verein verließen.

Ganz plötzlich wurden unsere Grenzen aufgezeigt, die von der Ortsstruktur vorgegeben waren. Die Großindustrie in unserer Nähe war in gewissem Sinne überregional, während Handel und Gewerbe sehr spärlich vertreten waren. Unser Ort, ehemals groß und zeitweise sogar eine selbständige Gemeinde, war jetzt nicht in der Lage, einem erfolgreichen Verein Unterstützung zu gewähren. Unser einziger Rückhalt waren die treuen Zuschauer und das Beitragsaufkommen der aktiven und inaktiven Mitglieder.

Um uns herum setzte nun die Zeit der Fusionen ein. Der SC West hatte sich aus den Vereinen Rhenania und Phönix gebildet, im Februar 1948 gründete sich aus dem KBC und Sülz 07 der 1.FC Köln, dann Fortuna Köln aus Bayenthal, Victoria und dem Sparkassen-Sportverein sowie 1949 Rapid Köln aus den Nachbarvereinen VfR und MSV. Diese Entwicklung verlagerte sofort die Spielstärke, denn Talente wurden von den Vertragsspieler-Vereinen aufgesogen und die Zuschauerzahlen gingen dort hoch, während die Amateurvereine nur noch von treuen Vereinsanhängern begleitet wurden.

Nach zwei Jahren hatte unsere Erste wieder eine gute Spielstärke. In einem Freundschaftsspiel gegen Preußen Dellbrück 1949 besiegte unsere junge Mannschaft die in stärkster Besetzung antretenden Oberligisten 5:2 vor ausverkauften Rängen. Dieser fußballerische Leckerbissen hatte aber Nachwirkungen, da wir zwei Nachwuchsspieler und Spielträger an die Dellbrücker verloren.

Die Breitensportarbeit setzte nicht in dem Maße ein, wie zu früheren Zeiten gewohnt. Zu viele wertvolle junge Menschen waren aus dem Krieg nicht zurückgekommen. Es war eine klaffende Generationslücke entstanden, deren Folgeerscheinungen noch Jahrzehnte erkennbar waren. In dieser Lage konzentrierte sich das Vereinsgeschehen stärker auf die 1. Mannschaft, obwohl Handball- und Fußballjugendabteilung spielstarke Mannschaften hatten. Dieses Orientieren zur Ersten war zeitbedingt, denn alles strebte zum Erfolg, mit dem Aufgaben und Probleme leichter zu meistern waren. In dieser Phase ist dann der Verlust von wertvollen Spielern besonders schwer zu verkraften. Es ist nicht nur das Fehlen von Spielmachern, sondern die Nebenerscheinungen haben fast gleiche Auswirkung. Jahrelang treue und absolut zuverlässige Mitarbeiter sehen keinen Sinn mehr darin, für die Gemeinschaft zu arbeiten, wenn durch finanzielle Mittel eine jahrelang aufgebaute Nachwuchsmannschaft ihre Spielträger verliert. Und kein Verein kann sich erlauben, gute Mitarbeiter zu verlieren, denn sie sind nicht zu ersetzen!

Selbstverständlich können Talente ihren Weg gehen, aber auch nur Talente.

Für die neue Saison 1949/50 mussten also wieder große Mannschaftslücken geschlossen werden. Dies gelang auch recht gut, aber es war kein Nachwuchs, sondern Spieler, die als alte Vingster endlich nach Hause kamen. Dementsprechend also auch kein Mannschaftsaufbau auf lange Sicht. Das Einfügen verlief reibungslos, und die Spielresultate brachten die Erste immer näher zur Tabellenspitze, die schließlich knapp verfehlt wurde. Als Tabellenzweiter waren wir aber trotzdem durch eine Klassenumteilung aufstiegsberechtigt und somit wieder in der höchsten (Amateur-) Klasse, der Landesliga Staffel 1 Mittelrhein.

1. Mannschaft 1950 – Aufsteiger zur Landesliga
Sp.Obm. H. Klaes, W. Zehnpfennig, K. Halft, L. Frohn, K. Steinhaus, H. Mülfarth,

H.Maskus, O. Loder, Chr. Engels, E. Hohl, H. Stüsser, J. Stüsser, B. Kühl und H.Ullrich

 

Die äußeren Umstände um das Spielgeschehen waren sehr notdürftig.

Vom Vereins- und Umkleidelokal Wester ging es zu Fuß zum sonntäglichen Heimspiel auf den Platz an der Germaniastraße. Nach dem Spiel wieder Retour, um sich auf dem Hof oder, wenn es gut ging, in der Waschküche zu waschen. Das Training zur Sommerzeit war wohl intensiv, aber im Vergleich zu heute zu selten, denn beruflich mussten die verlorenen Jahre der Kriegszeit nachgeholt bzw. die Ausbildung nachträglich abgeschlossen werden. Während der Wintermonate wurde das reine Konditionstraining im Gremberger Wäldchen, auf den zahlreichen Feldwegen der Vingster Fluren und auf der ehemaligen Militärringstraße durchgeführt. Aus diesen Notlagen nahm der Plan Gestalt an, eine Umkleidemöglichkeit auf dem Platz zu schaffen.

Die schwere Spielsaison 1950/51 begann zwar Wechselhaft, aber immerhin war der Punktestand nach dem 10. Spiel nict Aussichtsslos. Dann aber traten durch Verletzungen die Nachteile der dünnen Spielerdecke zum Vorschein. Nach dem 20. Spiel waren wir mit 10:20 Punkten am unteren Tabellenende und konnten den Anschluss an das Mittelfeld nicht mehr erreichen. Für die nächste Spielzeit mussten wir also zurück in die Bezirksklasse.

Trotz dieses Rückschlages war volle Aktivität im Verein verspürbar, denn durch gute Beziehungen zum Fußballverband und zum Sportamt der Stadt Köln erreichten wir die Sicherstellung der Finanzierung eines Sportheimes mit Platzwartwohnung, einem Schiri, und zweier Mannschaftsumkleideräume sowie einer Duschkabine. Waren bereits 1950 Planung, Ausschachtung und Rohbau abgeschlossen, so musste die Fertigstellung unterbrochen werden, da die Klassenzugehörigkeit eine feste Platzumfriedung erforderlich machte. Dieses Projekt, eine Mauer an der Ostseite, ermöglichte endlich ein ordnungsgemäßes kassieren des Eintritts.

Beeinflusst durch den erfolgreichen Platzausbau war bereits in den Trainingsvorbereitungen zum Spieljahr 1951/52 ein neuer Ehrgeiz erkennbar, obwohl im Wesentlichen keine Mannschaftsveränderung zu verzeichnen war. Nach schwachem Start kletterten wir, nur von wenigen Rückschlägen abgesehen, im Verlauf der Serie vom drittletzten Platz stetig höher, bis wir im drittletzten Spiel erstmals Tabellenführer waren. In einem vollkommen verpatzten Spitzenspiel verloren wir in Köln 93 mit 4:1 und schienen damit abgeschrieben! Aber das letzte Spiel der Saison wurde der dramatische Höhepunkt. Spitzenreiter Union 05 musste zum Verfolger Vingst.
Endlich wieder vor vollen Rängen, begann ein Spiel mit allen Höhen und Tiefen. In der ausgeglichenen 1. Halbzeit konnten wir kurz vor der Halbzeit einen Elfmeter nicht verwandeln. Statt des Rückschlages erspielten wir im zweiten Durchgang sofort Feldvorteile und ließen den Gegner nicht mehr zur Ruhe kommen. Ein Bombentor aus unmöglichem Winkel leitete den verdienten Sieg ein, durch den wir Bezirksklassenmeister und Aufsteiger zur Landesliga wurden.

Gruppenmeister und Aufsteiger zur Landesliga 1951/52
Obm. H. Flor, I. Betzing, J. Strack, 0. Loder, I. Stüsser, H. Krämer, H. Graumann, Axemacher, W. Zehnpfennig, H. Mülfarth, W. Schmitz Vor. B. MüUing, H. Maskus, F. Schmilz, H. Krauthäuser, B. Kühl, A. Oberländer, P. Becker

 

Zu der berechtigten Freude über den Aufstieg kam die Fertigstellung des Sportheimes. Dieses Projekt war Richtungsweisend für die Vereinsgeschichte. Es zeigt deutlich auf, dass Zuversicht und Leistung. Mut zur Tat und ein schwungvoller Start den halben Erfolg ausmachen.

Bereits mit Bezug des Geländes an der Germaniastraße wurden Pläne geschmiedet, das Gelände zu kaufen. Nach fast 40 Jahren war der erste Schritt getan, sogar überzeugend, denn in den Spielen der Folgezeit trafen wir bei Auswärtsspielen Umkleideverhältnisse an, die den Wert unserer Anlage ins rechte Licht rückten.

Nach einjähriger Abwesenheit hatte sich die Spielstärke der Amateurliga wesentlich verändert, da mit Rapid Köln, Fortuna Köln, VfL 99 und Gladbach 09 ehemalige Vertragsspieler-Mannschaften der 2. Liga ins Amateurlager zurückkehrten und natürlich über enorme Spielstärke verfügten. Da wir kein einziges Spiel mit kompletter Mannschaft bestreiten konnten, waren selbst die großartigen Ergebnisse in Vfl Leverkusen, Siegburg 09, Tura Bonn und Godesberg 08 nicht ausreichend, um den Klassenerhalt zu sichern. Es fehlten in dem Stamm der erfahrenen Spieler, mit altersmäßig abgestuften Nachwuchskräften, Zukunftsaussichten in genügender Anzahl.
Unsere Mannschaft musste also wieder absteigen!